06.04.2022
Thiersee

Symbolträchtiges Bühnenbild bei der Thierseer Passion

Premiere am 12. Juni 2022

Nicht nur die Textfassung und die Passionsmusik wurden verändert, auch ein völlig neues Bühnenbild erwartet die BesucherInnen im Passionsspielhaus in Thiersee ab Juni 2022. Nachdem die Fassung von Jakob Reimer knapp 100 Jahre aufgeführt wurde, war es an der Zeit, das Stück in seiner Gesamtheit neu zu konzipieren.

Die Premiere am 12. Juni 2022 rückt näher und die Proben sind bereits in vollem Gange. Täglich wird der neue Text des Südtiroler Schriftstellers Toni Bernhart geprobt, um bis zu den Aufführungen im Sommer einer Thierseer Passion gerecht zu werden. „Unseren Darstellern gelingt es sehr gut, die neue Textfassung zu verinnerlichen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Regisseur, Autor und Komponist verläuft reibungslos“, betont Obmann Michael Juffinger, der selbst auf der Bühne zu sehen sein wird.

Solidaritätsbekundung mit der Ukraine


Seit mehr als zwei Jahrhunderten bringt man in Thiersee die Geschichte vom Leben und Sterben Jesus Christi auf die Bühne. Damals – im Jahr 1799 – gelobten die ThierseerInnen das Spiel alljährlich in der Fastenzeit aufzuführen, um das Tal vor den Schrecken des Krieges zu bewahren. „Unsere Spiele werden seit jeher als Solidaritätsbekundung verstanden, sind sie doch schließlich aus dem Wunsch heraus entstanden, Kriege zu vermeiden. Leider ist dies im Schatten des Krieges in der Ukraine heuer ein besonders aktueller Aspekt, der bei allen 25 Aufführungen nicht außer Acht gelassen werden soll“, betont Obmann Michael Juffinger.

Eine christliche Kathedrale im Passionsspielhaus


Das neue Bühnenbild hat zwei Ansprüchen gerecht zu werden: Es soll ein integraler Bestandteil des Passionsspielhauses in Thiersee sein und zugleich den Grundgedanken, also die Entstehung des Christentums aus dem Judentum, transportieren. „Zu diesem Zwecke wurden die sich im Zuschauerraum befindlichen Stephans-Bögen als perspektivische Erweiterung in den vorderen Bühnenbereich integriert, um daraus das Portal einer christlichen Kathedrale zu kreieren“, erklärt Regisseur Norbert Mladek seine künstlerischen Beweggründe.

Symbolik des Davidsterns im Rampenlicht


Dem Davidstern wohnt eine vielschichtige Symbolik inne, die dem Judentum zugeordnet wird und die sich hervorragend für die Hauptspielfläche eignet. „Durch die Verjüngung des Davidsterns auf verschiedene, über Stufen erreichbare Ebenen sollte sowohl ein herrschaftlicher Charakter als auch ein vielschichtiger Steinbruch zur Darstellung kommen. Dies symbolisiert das Judentum, welches als ‚Steinbruch‘ zur Entstehung des Christentums einen grundlegenden Beitrag geleistet hat“, lässt Mladek uns an seinen Gedankengängen teilhaben. Der Davidstern wird außerdem in der jüdischen Tradition als Symbol der Beziehung zwischen Menschen und Gott interpretiert. So besagt das nach unten weisende Dreieck, dass der Mensch sein Leben von Gott erhalten hat und das nach oben Weisende, dass der Mensch zu Gott zurückkehren wird. Aber das ist noch nicht alles, weiß der Regisseur: „Die zwölf Ecken des Sterns sollen die zwölf Stämme Israels darstellen. Ebenso könnte man die zwölf gleichseitigen Dreiecke, auch als Symbol der zwölf Apostel, die auch aus dem Judentum hervorgegangen sind, interpretieren.

Drei Jesusdarsteller auf der Bühne


Bei diesen Passionsspielen ist aber nicht nur der Bühnenaufbau neu: Die Hauptrolle wird gleich von drei Darstellern besetzt: Michael Juffinger, Christian Juffinger und Leo Lamprecht stellen Jesus Christus in verschiedenen Lebensphasen dar. Auch ein junger und ein alter Teufel wird auf der Bühne stehen. Es gibt Szenen und Charaktere, die so bis dato auf der Bühne noch nicht existiert haben, aber natürlich in den Biblischen Texten zu finden sind. Kapellmeister Josef Pirchmoser hat in seiner Rolle als musikalischer Leiter der Passionsspiele zudem eine einfühlsame und von überraschenden Wendungen begleitete Passionsmusik komponiert, die auch die Tradition der Blasmusik und eines vierstimmigen Chores in der Passion ein- und fortsetzt. „Es hat sich vieles verändert. Gleichgeblieben ist, dass es keine Passion der Effekte, sondern eine Passion der Emotionen ist“, betont Norbert Mladek.

Weitere Informationen und Tickets finden Interessierte auf der Website www.passionsspiele-thiersee.at.

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